Storytelling-Techniken und -Stile. Erzählperspektiven und ihre Wirkung. Die Magie der Erzählung, eine Einführung ins Storytelling. Anwendung, Wirkung und warum Geschichten uns fesseln. Buch von Markus Flicker
Storytelling-Techniken und -Stile
Durch Geschichten können komplexe Ideen verständlich, erlebbar und emotional greifbar gemacht werden. In der Vielfalt der Storytelling-Techniken und -Stile spiegelt sich die breite Palette menschlicher Erfahrungen und kreativer Ausdrucksformen wider. In diesem umfassenden Überblick werden wir uns mit den verschiedenen Aspekten des Storytellings befassen, einschließlich etablierter Techniken, Stilrichtungen und deren Einsatz in verschiedenen Medien.
Grundlegende Storytelling-Techniken
Die Reise des Helden (The Hero’s Journey): Diese weitverbreitete Technik, geprägt durch die Arbeiten von Joseph Campbell, strukturiert Geschichten um eine Reise, die der Held unternimmt, um schließlich eine tiefgreifende Veränderung zu durchleben. Diese Reise umfasst typischerweise Phasen wie den Ruf zum Abenteuer, die Konfrontation mit Herausforderungen, die Begegnung mit dem Mentor und die Rückkehr.
- • In medias res: Dieser lateinische Ausdruck bedeutet „mitten im Geschehen“ und beschreibt eine Erzähltechnik, bei der die Geschichte nicht am chronologischen Anfang, sondern mitten in einer entscheidenden Szene beginnt. Diese Methode weckt sofort das Interesse der Zuschauer oder Leser.
- • Rückblenden (Flashbacks): Rückblenden sind ein nützliches Werkzeug, um die Hintergrundgeschichte der Charaktere oder Ereignisse zu beleuchten, die vor dem Beginn der eigentlichen Erzählung stattgefunden haben. Sie ermöglichen eine tiefere Charakterentwicklung und verleihen der Geschichte zusätzliche Schichten.
- • Mehrfache Erzählperspektiven: Durch das Wechseln der Erzählperspektive kann eine Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet werden, was zu einem reicheren Verständnis der Charaktere und Handlungen führt.
- • Chekhovs Gewehr: Diese Technik, benannt nach dem russischen Dramatiker Anton Chekhov, betont die Bedeutung jedes Elements in einer Geschichte. Alles, was erwähnt wird, sollte eine Rolle spielen und zur Auflösung der Handlung beitragen.
Stilrichtungen im Storytelling
- Linear vs. Nichtlinear: Lineares Storytelling folgt einer chronologischen Reihenfolge, während nichtlineares Storytelling die Zeitachse durchbricht, was oft zu einer komplexeren und vielschichtigeren Erzählstruktur führt.
- • Visuelles Storytelling: Hier wird die Geschichte hauptsächlich durch visuelle Elemente erzählt, wie z.B. in Filmen, Comics oder Bildbänden. Visuelles Storytelling kann nonverbal sein oder Text und Bild kombinieren, um eine tiefere emotionale Wirkung zu erzielen.
- • Interaktives Storytelling: Diese Form findet sich oft in Videospielen und interaktiven Medien, wo die Entscheidungen des Nutzers den Verlauf und Ausgang der Geschichte beeinflussen.
- • Transmediales Storytelling: Hierbei wird eine Geschichte über mehrere Plattformen und Formate hinweg erzählt, wobei jedes Medium einen Teil des Gesamtbildes beiträgt. Dies kann eine reichhaltigere und immersivere Erfahrung schaffen.
Einsatz in verschiedenen Medien
- • Literatur: Klassische und moderne Literatur nutzen eine Vielzahl von Techniken und Stilen, um Geschichten zu erzählen, von epischen Romanen bis hin zu Kurzgeschichten.
- • Film und Fernsehen: Diese Medien nutzen visuelles Storytelling, oft unterstützt durch Musik und Sounddesign, um emotionale Tiefe und Nuancen der Handlung zu vermitteln.
- • Videospiele: Interaktives Storytelling ermöglicht es Spielern, Teil der Geschichte zu werden, Entscheidungen zu treffen und die Erzählung aktiv zu beeinflussen.
- • Theater: Das Live-Erlebnis des Theaters schafft eine einzigartige Verbindung zwischen Schauspielern und Publikum, wobei oft klassische Erzähltechniken zum Einsatz kommen, um die Zuschauer emotional zu bewegen.
Erzählperspektiven und ihre Wirkung
Erzählperspektiven spielen im Storytelling eine entscheidende Rolle, da sie nicht nur bestimmen, wie eine Geschichte erzählt wird, sondern auch maßgeblich die Art und Weise beeinflussen, wie die Leser oder Zuschauer die Erzählung erleben und interpretieren. Die Wahl der Erzählperspektive legt fest, durch wessen Augen wir die Welt der Geschichte sehen, wessen Gedanken wir folgen und auf welche Informationen wir Zugriff haben. Im Folgenden werde ich detailliert auf die verschiedenen Erzählperspektiven eingehen und deren Wirkung im Kontext des Storytellings beleuchten.
Erste-Person-Perspektive
Bei der Erzählperspektive aus der ersten Person erzählt ein Charakter die Geschichte direkt und verwendet dabei die Pronomen „ich“ oder „wir“. Diese Perspektive ermöglicht eine intime Einsicht in die Gedanken, Gefühle und Wahrnehmungen des Erzählers und schafft eine unmittelbare Verbindung zwischen Erzähler und Leser. Die subjektive Natur dieser Perspektive kann jedoch auch zu einer eingeschränkten Sicht auf die Geschehnisse führen, da der Leser nur weiß, was der Erzähler weiß oder mitteilen möchte. Diese Beschränkung kann sowohl als stilistisches Mittel genutzt werden, um Spannung aufzubauen oder den Leser bewusst im Unklaren zu lassen, als auch eine Herausforderung darstellen, da sie die Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit des Erzählers in Frage stellt.
Dritte-Person-Perspektive
Die dritte-Person-Perspektive verwendet Pronomen wie „er“, „sie“ oder „es“ und bietet dem Erzähler die Möglichkeit, die Geschichte von außen zu betrachten. Innerhalb dieser Perspektive gibt es verschiedene Abstufungen:
- • Dritte-Person-Allwissend: Der Erzähler hat Einblick in die Gedanken und Gefühle aller Charaktere und kann in Zeit und Raum frei navigieren. Diese Perspektive bietet eine umfassende Sicht auf die Ereignisse der Geschichte, kann aber auch Distanz zum Geschehen erzeugen, da sie weniger persönlich wirkt.
- • Dritte-Person-Beschränkt: Der Erzähler folgt einem oder wenigen Charakteren und hat nur Zugang zu deren Gedanken und Gefühlen. Diese Einschränkung schafft eine größere Nähe zu den ausgewählten Figuren und ermöglicht es gleichzeitig, einen gewissen Grad an Objektivität zu bewahren.
- • Dritte-Person-Objektiv: Hier werden die Ereignisse ohne Einblick in die inneren Zustände der Charaktere geschildert. Der Erzähler berichtet nur, was von außen beobachtbar ist, was zu einer starken Betonung von Handlungen und Dialogen führt.
Zweite-Person-Perspektive
Die zweite-Person-Erzählweise, die den Leser direkt mit „du“ anspricht, ist in der Literatur eher ungewöhnlich, kann aber in interaktiven Medien wie Videospielen oder Choose-Your-Own-Adventure-Büchern effektiv eingesetzt werden. Sie schafft eine direkte Ansprache des Lesers oder Spielers und kann ein immersives Erlebnis fördern, indem sie die Grenze zwischen Erzählung und Rezipient verwischt.
Wirkung der Erzählperspektiven im Storytelling
Die Wahl der Erzählperspektive hat weitreichende Auswirkungen auf das Storytelling. Sie beeinflusst, wie Informationen präsentiert und enthüllt werden, bestimmt die Nähe der Leser zu den Charakteren und kann die emotionale Wirkung der Geschichte maßgeblich steuern. Eine gut gewählte Perspektive kann Sympathie oder Misstrauen gegenüber Charakteren fördern, Spannung aufbauen, Überraschungen kreieren und den Leser zum aktiven Mitdenker der Geschichte machen.
Die Erzählperspektive ist somit ein mächtiges Werkzeug im Arsenal des Autors, um die gewünschte Atmosphäre zu schaffen, die Erzählstimme zu definieren und letztlich die Botschaft der Geschichte zu vermitteln. In der Hand eines geschickten Schriftstellers kann die Perspektive dazu beitragen, eine tiefere, reichere und emotional resonantere Erzählung zu erschaffen, die den Leser langfristig fesselt und bewegt.
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