Der Mitläufer-Effekt – auch als Bandwagon-Effekt bekannt – beschreibt das psychologische Phänomen, dass Menschen dazu neigen, eine Meinung zu übernehmen, eine Entscheidung zu treffen oder ein Verhalten anzunehmen, weil viele andere es bereits tun.
Statt sich also ausschließlich auf eigene Überzeugungen, Fakten oder Analysen zu stützen, orientierst du dich an der Mehrheit. Je mehr Menschen etwas unterstützen oder glauben, desto stärker wirkt die Anziehungskraft, selbst „auf den Wagen aufzuspringen“.
Typische Beispiele sind:
Produkte, die plötzlich als „Must-have“ gelten, weil alle sie kaufen.
Politische Trends, bei denen eine Partei oder Bewegung an Zustimmung gewinnt, und viele erst recht dazustoßen, weil sie „auf der Gewinnerseite“ sein wollen.
Finanz- oder Technologietrends, bei denen Investoren einsteigen, weil die Kurse steigen – und die Kurse steigen weiter, gerade weil so viele mitmachen.
Der Effekt funktioniert durch zwei Hauptmechanismen:
Sozialer Druck: Du möchtest dazugehören, anerkannt werden und nicht abseitsstehen.
Informationsdruck: Wenn viele andere etwas tun, scheint es richtig oder sinnvoll – du vertraust darauf, dass die Masse mehr weiß als du.
Im Kern bedeutet der Bandwagon-Effekt: Je mehr Menschen etwas tun oder glauben, desto attraktiver erscheint es auch dir.
Mitläufer-Effekt (Bandwagon-Effekt)
Du kennst das Gefühl: Plötzlich reden alle über ein neues Tool, eine Methode, eine Aktie, eine Diät oder einen Trend. Dein Feed ist voll davon, Kolleginnen und Kollegen schwärmen, und irgendwie wirkt es fahrlässig, nicht sofort mitzumachen. Genau hier wirkt der Mitläufer-Effekt. Er beschreibt die Tendenz, eine Meinung zu übernehmen oder ein Verhalten anzunehmen, weil viele andere es bereits tun. In einer Welt, die von Echtzeit-Signalen, Likes und Charts lebt, ist dieser soziale Sog stärker denn je. Für ein EFFEKTiver organisiertes Arbeiten und Leben lohnt es sich, diesen Sog zu verstehen, seine Chancen bewusst zu nutzen und seine Risiken aktiv zu begrenzen.
Warum dich die Menge so stark zieht
Der Mitläufer-Effekt ist kein persönlicher Makel, sondern eine Abkürzung deines Gehirns in unsicheren Situationen. Wenn dir Informationen fehlen oder die Folgen schwer abschätzbar sind, orientierst du dich an anderen. Zwei Kräfte wirken dann besonders stark. Normativer Druck sorgt dafür, dass du dazugehören willst und soziale Zurückweisung meidest. Informationeller Druck vermittelt dir, dass die vielen anderen schon mehr wissen oder etwas erkannt haben, das du noch nicht siehst. Kombiniert mit FOMO – der Angst, eine Chance zu verpassen – entsteht ein Magnetfeld, das dich zu schnellen Übernahmen verführt. Algorithmen, die das Beliebte sichtbarer machen, verstärken dieses Feld: Was viele klicken, sehen noch mehr. So wird Gefallen zu Sichtbarkeit, Sichtbarkeit zu Glaubwürdigkeit, Glaubwürdigkeit zu „Beweis“.
Wirkung im Business: wenn Hypes zu Projektplänen werden
Im Unternehmensalltag nimmt der Mitläufer-Effekt oft die Gestalt wohltönender Schlagworte an. Plötzlich heißt es, man müsse jetzt unbedingt generative KI in jeden Prozess bringen, das neueste Framework einführen, den vermeintlich führenden Anbieter sofort buchen oder den Wettbewerber kopieren, weil „alle es tun“. Meetings kippen dann in ein stilles Nicken, obwohl kaum jemand sauber geklärt hat, welches Problem konkret gelöst werden soll, wie Erfolg messbar aussieht und welche Nebenwirkungen drohen.
Besonders gefährlich ist diese Dynamik in Hierarchien: Wenn eine ranghohe Person mit Überzeugung vorprescht, verwandelt sich Schweigen in Zustimmung und Skepsis in Loyalität. Das Ergebnis sind Projekte, die mit Tempo, aber ohne tragfähige Hypothesen starten, Budgets, die der Erzählung statt der Evidenz folgen, und Teams, die unterwegs bemerken, dass sie zwar beschäftigt, aber nicht wirksam sind.
Gleichzeitig kann derselbe Effekt produktiv sein, wenn er Standards etabliert. Wenn dein Unternehmen etwa gemeinsam auf kompatible Tools, durchgängige Datenmodelle oder geteilte Arbeitsrituale einigt, profitiert ihr von Netzwerkeffekten: Je mehr mitmachen, desto reibungsloser wird die Zusammenarbeit. Der schmale Grat liegt zwischen „gemeinsam anschieben“ und „blind hinterherlaufen“. EFFEKTiv organisiert bist du, wenn du die Energie der Menge nutzt, ohne die Urteilskraft der Einzelnen aufzugeben.
Auswirkung im Privaten: Konsum, Gesundheit, Geld
Privat ist der Mitläufer-Effekt subtiler, aber nicht weniger wirksam. Du probierst das neue Ernährungskonzept, weil in deinem Umfeld viele darüber sprechen. Du bestellst das Gadget, das an deinem Arbeitsplatz plötzlich überall auftaucht. Du öffnest ein Depot für den heiß diskutierten Trendwert, weil die Kurskurve oben rechts so verführerisch aussieht und jede Story deine Unsicherheit senkt. Der Effekt greift sogar bei Lebensentwürfen: Wenn dein Freundeskreis bestimmte Karriereschritte für selbstverständlich hält, erscheint dir der alternative Weg riskanter, selbst wenn er dir besser entspräche. So entsteht ein Drift hin zur vermeintlich sicheren Mehrheit, der dich jedoch langfristig von deinen echten Prioritäten entfernen kann.
Was moderne Arbeitswelt und digitale Kultur daran ändern
Die beschleunigte Informationsumgebung verstärkt Mitläufertum auf drei Ebenen. Erstens verkürzt sich die Zeitspanne zwischen Signal und Handlung. Wenn Tools, Trends und Meinungen im Stundentakt aufpoppen, fühlt sich zögern wie verlieren an. Zweitens wird soziale Bestätigung quantifiziert. Likes, Sterne, Bewertungen und virale Kurven liefern scheinbar objektive Beweise für Relevanz, obwohl sie oft nur Sichtbarkeit messen. Drittens entstehen Echo-Räume. Du siehst vor allem das, was du bereits anklickst, und erhältst dadurch die Illusion einer überwältigenden Mehrheit. Wer EFFEKTiv organisiert sein will, braucht deshalb bewusst eingelegte Reibung: kurze Pausen, definierte Experimente, klare Erfolgskriterien und die Erlaubnis, gegen den Strom zu schwimmen, wenn die Sache es verlangt.
Die nützliche Seite: Momentum, Standards, Anschlussfähigkeit
Es wäre falsch, den Bandwagon-Effekt nur als Falle zu sehen. In Märkten mit Netzwerkeffekten – von Kommunikationsplattformen bis zu Dateiformaten – bringt Mitmachen echte Vorteile. Wenn dein Team eine gemeinsame Notation wählt, reduziert ihr Übersetzungsverluste. Wenn du dich bei passender Gelegenheit an einen wachsenden Trend koppelst, kann dein Produkt Sichtbarkeit erben. Auch persönlich kannst du Momentum nutzen: Schließt sich dein Umfeld einer gesunden Gewohnheit an, wird die soziale Friktion niedriger, du bleibst leichter dran, und Fortschritt fühlt sich natürlicher an. Der Schlüssel liegt im bewussten „Warum“: Du reitest eine Welle, weil sie dich deinem Ziel schneller näher bringt, nicht, weil es eine Welle ist.
Warnsignale, dass du gerade mitläufst statt führst
Du merkst es oft an deiner Begründung. Wenn „weil alle es tun“ oder „weil es überall steht“ die stärksten Argumente sind, fehlt Substanz. Wenn Eile wichtiger ist als Klarheit und wenn Widerspruch als Störung statt als Ressource erlebt wird, schiebt die Menge. Spür auch in deinen Körper hinein: Ein kribbelndes Gefühl von Dringlichkeit gepaart mit Erleichterung, dich an eine Mehrheit hängen zu können, ist typisch. Das heißt nicht automatisch, dass die Entscheidung schlecht ist. Es heißt, dass du dir eine eigene Sicht verschaffen solltest, bevor du Commitment und Kosten erhöhst.
Entscheidungsprinzipien für EFFEKTives Handeln trotz Gruppendruck
Beginne mit dem Problem, nicht mit der Lösung. Formuliere zuerst, welchen Schmerz du lindern willst, woran du erkennst, dass er gelindert ist, und wie du messen willst, ob die ausprobierte Maßnahme wirkt. Solange du das nicht klar hast, bleibt jeder Trend nur ein plausibles Placebo. Mache Reversibilität zur Leitfrage.
Wenn eine Entscheidung leicht umkehrbar ist, darfst du schneller handeln und unterwegs lernen. Wenn sie schwer umkehrbar ist, verlangsame bewusst, verbreitere die Perspektive und fordere Gegenargumente ein. Lege eine minimale Cooling-off-Zeit zwischen Begeisterung und Kauf, zwischen viraler Story und Portfolio-Änderung, zwischen Demo und Vertragsunterschrift. Das ist kein Misstrauen, sondern Hygiene in einer beschleunigten Welt.
Erstelle für große Vorhaben einen vorab festgelegten Mess- und Abbruchpunkt. Sag dir und deinem Team im Voraus, welche Metriken nach welchem Zeitraum erreicht sein müssen und welche Konsequenzen bei Nichterreichen folgen. So verhinderst du, dass die Gruppendynamik dich später über die Fakten hinwegträgt. Suche gezielt die abweichende Meinung. Bitte eine Person darum, die Rolle der konstruktiven Gegenstimme einzunehmen, und wertschätze das explizit. Es macht einen erstaunlichen Unterschied, wenn Widerspruch nicht unter Mutverdacht steht, sondern beauftragt ist.
Taktiken für den Alltag: klein anfangen, klug skalieren
Wenn dich ein Trend reizt, übersetze ihn in ein kleines, risikoarmes Experiment. Probiere das neue Kollaborationstool in einem begrenzten Team und an einem abgegrenzten Prozess aus. Definiere, was du innerhalb von vier Wochen sehen willst, damit es eine weitere Runde verdient. Dokumentiere die Beobachtungen und entscheide danach neu. Im Privaten funktioniert dieselbe Logik. Teste eine Gewohnheit in einem klaren Zeitfenster, notiere Effekte, und vergleiche sie mit deinem Ausgangsziel. Überall, wo du das Ergebnis fühlbar messen kannst – Zeit erspart, Fehler reduziert, Zufriedenheit erhöht –, verringert sich der Einfluss der Menge, weil deine eigene Evidenz lauter wird.
Ein zweiter Hebel ist die Unabhängigkeit deiner Informationsquellen. Wenn du unterschiedliche Perspektiven bewusst ansteuerst, entdeckt dein Denken Risse in der scheinbaren Einigkeit. Das geht, ohne dich in Streit zu verstricken: Du suchst gezielt nach plausiblen Gegenpositionen und fragst dich ruhig, welche Annahmen dort gelten. Schon dieser Perspektivwechsel setzt den inneren Autopiloten außer Kraft.
Führung und Kultur: Mitläufertum produktiv kanalisieren
Als Führungskraft gestaltest du das soziale Klima, in dem der Bandwagon-Effekt gedeiht oder sich zivilisieren lässt. Du schaffst Räume, in denen Widerspruch nicht teuer ist, indem du ihn frühzeitig einlädst und sichtbar belohnst. Du trennst symbolisch Status von Ideenqualität, zum Beispiel, indem du schriftliche Vor-Analysen ohne Namensnennung bewerten lässt, bevor in der Runde diskutiert wird. Du beschreibst den Zweck eines Vorhabens in problem- und wirkungsorientierter Sprache und verknüpfst Investitionsstufen an evidenzbasierte Gates. Und du modellierst selbst die Bereitschaft, einen populären Kurs zu korrigieren, wenn Daten anderes nahelegen. So entsteht

eine Kultur, die Momentum nutzt, aber nicht verführt wird.
Ethik: soziale Beweise nutzen, ohne zu manipulieren
Im Marketing und in der Produktkommunikation sind Social Proof und Verknappung mächtige Hebel. EFFEKTiv eingesetzt, helfen sie Menschen, Unsicherheit zu überwinden und gute Entscheidungen zu treffen, etwa durch geprüfte Erfahrungsberichte, aussagekräftige Fallstudien und klare Nachweise der Wirksamkeit. Die Grenze zur Manipulation ist überschritten, wenn künstliche Dringlichkeit, erfundene Zahlen oder selektive Darstellungen den Eindruck der breiten Zustimmung simulieren. Langfristig unterminiert das Vertrauen, und Vertrauen ist die seltenste Währung in einer überfüllten Informationsökonomie. Deine Leitfrage könnte lauten: Würde ich mich mit derselben Botschaft wohlfühlen, wenn meine beste Freundin oder mein bester Freund auf ihrer Basis entscheiden müsste?
Geld und Märkte: zwischen Schwarmintelligenz und Herdenpanik
An Finanzmärkten zeigt sich der Mitläufer-Effekt in Reinform. Steigen Preise schnell, steigt die öffentliche Aufmerksamkeit, und mit ihr die Zahl der Einsteigerinnen und Einsteiger – nicht selten kurz vor der Korrektur. In solchen Phasen fühlt sich Skepsis wie Dummheit an, und Vorsicht klingt nach Defätismus. Umso wichtiger ist dein persönliches Regelwerk: Du definierst im Voraus, welche Risiken du tragen willst, welche Anteile deines Vermögens du nie von Begeisterung antasten lässt und welche Signale dich zum Ausstieg zwingen.
Du erlaubst dir, Trend-Energie bewusst in einem eng abgesteckten „Spielgeldbereich“ auszuleben, während dein Kern rational und langweilig bleibt. Das schützt dich vor den teuersten Lektionen der Herde.
Gesundheit, Lernen, Familie: der stille Druck des Umfelds
Bei Ernährung, Fitness oder Lernmethoden ist der Bandwagon-Effekt oft freundlich verpackt. Eine Community motiviert, Fortschritte machen Spaß, und die Nähe zu Gleichgesinnten treibt dich voran. Gleichzeitig kann dich die gleiche Nähe in ein starres Raster pressen, das nicht zu deinem Körper, deinem Alltag oder deiner Familie passt. Nimm dir deshalb die Freiheit zur Anpassung. Du darfst den Kern einer Methode übernehmen und die Rituale abwandeln, bis sie dir dienen. Du schuldest keiner Mehrheit Loyalität, wenn dein Leben andere Anforderungen stellt. EFFEKTiv organisiert heißt, dass deine Systeme dein Leben tragen, nicht umgekehrt.
Dein persönlicher Anti-Mitläufer-Muskel
Urteilskraft wird wie ein Muskel stärker, wenn du sie regelmäßig nutzt. Du kannst dir ein kleines Ritual angewöhnen: Sobald Begeisterung und Gruppensog dich ergreifen, schreibst du drei Sätze auf. Zuerst formulierst du das exakte Ziel, das du mit der Idee verfolgst. Dann nennst du das Kriterium, an dem du Erfolg erkennst. Schließlich legst du fest, welche Beobachtung dich zum Abbruch bringt. Dieser Mini-Vertrag kostet wenige Minuten, schützt dich aber vor Wochen oder Monaten, in denen du der Menge hinterherläufst, ohne näher an deine eigenen Ziele zu kommen.
Hilfreich ist auch ein „Begründungstagebuch“. Notiere kurz, warum du heute eine bestimmte Anschaffung machst, ein Tool einführst oder einen Lernpfad wählst. Schaust du nach drei Monaten darauf, erkennst du Muster: Wo hast du der Mehrheit vertraut und gewonnen, wo hast du dich tragen lassen und Zeit verloren? Mit dieser Rückschau wird jede Entscheidung zur Lehrerin für die nächste.
Mit klarem Kopf Wellen reiten
Der Mitläufer-Effekt wird bleiben. Er ist Teil sozialer Intelligenz und ermöglicht Koordination in komplexen Umgebungen. In einer beschleunigten, vernetzten Welt wächst aber die Verantwortung, bewusst zu wählen, auf welche Wagen du aufspringst. EFFEKTiv organisiert zu sein bedeutet, das Momentum der Gruppe zu nutzen, ohne dein eigenes Denken abzugeben. Du definierst Probleme klar, bevorzugst umkehrbare Schritte, verknüpfst Begeisterung mit Evidenz, pflegst Widerspruch als Ressource und erlaubst dir, Trends als Experimente zu behandeln statt als Identität. So reitest du Wellen, statt von ihnen mitgerissen zu werden – im Business wie im Leben.
Der Mitläufer-Effekt (Bandwagon-Effekt) zeigt sich im Business-Alltag sehr häufig – ob in Meetings, bei Investitionen, im Projektmanagement oder im Umgang mit Trends. Er bringt durchaus Vorteile, birgt aber ebenso Risiken.
Vorteile im Business-Alltag
Wenn du den Effekt bewusst nutzt, kann er dir und deinem Team helfen:
Schnelle Akzeptanz von Neuerungen: Wenn viele Kolleg:innen ein neues Tool oder eine Methode annehmen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass auch der Rest mitzieht. Dadurch lassen sich Veränderungen einfacher und reibungsloser einführen.
Stärkung von Standards und Routinen: Gemeinsames Handeln sorgt für Einheitlichkeit – das reduziert Missverständnisse, spart Zeit und erleichtert die Zusammenarbeit.
Motivation durch Gruppendynamik: Wenn alle ein Ziel verfolgen (z. B. eine Deadline oder ein Umsatzziel), zieht dich die Energie der Gruppe mit. Dadurch entsteht ein stärkeres „Wir-Gefühl“.
Vertrauensaufbau nach außen: Kunden oder Partner fühlen sich sicherer, wenn sie sehen, dass viele andere bereits Vertrauen gefasst haben. (Social Proof im Marketing oder Vertrieb.)
Momentum nutzen: Manchmal ist es strategisch sinnvoll, auf einen Trend aufzuspringen, solange er deinem Unternehmen echten Mehrwert bringt – du profitierst von Sichtbarkeit und Anschlussfähigkeit.
Nachteile im Business-Alltag
Unreflektiert kann der Mitläufer-Effekt aber sehr problematisch werden:
Blindes Hinterherlaufen bei Trends: Unternehmen springen auf Hypes auf (z. B. neue Technologien), ohne vorher zu prüfen, ob es wirklich einen Nutzen gibt. Das kostet Geld und Ressourcen.
Unterdrückung von kritischen Stimmen: Wer Bedenken äußert, gilt schnell als „Bremser“. Dadurch gehen wertvolle Einwände oder bessere Lösungen verloren.
Fehlentscheidungen durch Gruppendruck: In Meetings neigen Teams dazu, der Mehrheitsmeinung zu folgen, selbst wenn diese nicht die beste ist (Groupthink).
Kurzfristige Orientierung: Statt langfristige Strategien zu verfolgen, richten sich Entscheidungen nach dem, was gerade „in“ ist. Das kann zu Instabilität führen.
Verlust von Eigenständigkeit: Wenn du dich nur nach der Masse richtest, verlierst du dein Alleinstellungsmerkmal und differenzierst dich nicht mehr von Wettbewerbern.
👉 Zusammengefasst: Der Mitläufer-Effekt kann im Business nützlich sein, um Veränderungen schneller umzusetzen und Momentum aufzubauen. Gleichzeitig musst du aufpassen, nicht in Aktionismus oder Herdendenken abzurutschen.
Der Mitläufer-Effekt (Bandwagon-Effekt) wirkt nicht nur im Business, sondern auch ganz stark im privaten Alltag. Auch hier gilt: Er hat eine helle und eine dunkle Seite – abhängig davon, wie bewusst du damit umgehst.
Vorteile im privaten Alltag
Motivation und Durchhaltevermögen: Wenn dein Umfeld Sport treibt, gesünder isst oder sich mit Weiterbildung beschäftigt, fällt es dir leichter, dranzubleiben. Du profitierst von der Gruppendynamik.
Schneller Zugang zu Neuem: Trends, die viele Menschen ausprobieren, bringen dich manchmal auf Ideen, die du alleine gar nicht entdeckt hättest (neue Hobbys, Apps, Reisen, Ernährungsformen).
Soziale Zugehörigkeit: Gemeinsam etwas zu tun – sei es ein Trend, ein Event oder ein Lifestyle-Thema – stärkt Bindungen und erleichtert den Austausch.
Gefühl von Sicherheit: Wenn viele denselben Weg gehen (z. B. eine bestimmte Bank, ein Streamingdienst, ein Anbieter), vertraust du eher darauf, dass es eine gute Entscheidung ist.
Impulse für Veränderung: Der Effekt kann dich aus der Komfortzone ziehen. Gerade wenn du eigentlich zögerst, kann die Masse dir den nötigen Schubs geben, Neues zu wagen.
Nachteile im privaten Alltag
Unüberlegte Konsumentscheidungen: Modetrends, technische Gadgets oder Lifestyle-Produkte kaufst du vielleicht, weil „alle es haben“ – nicht, weil du sie wirklich brauchst.
Finanzielle Belastung: Mitlaufen bei teuren Trends (Smartphone, Reisen, Auto) kann dein Budget sprengen und Druck erzeugen.
Verlust eigener Identität: Wenn du dich zu stark an der Masse orientierst, riskierst du, deine eigenen Wünsche und Werte zu übergehen.
Gefahr unpassender Gewohnheiten: Nur weil eine Ernährungsweise, ein Sport oder ein Lebensstil für viele passt, heißt es nicht, dass er zu dir passt.
Emotionale Abhängigkeit: Wenn du dein Selbstwertgefühl daran knüpfst, „dazuzugehören“, wirst du leichter manipulierbar und gerätst schneller unter Druck.
👉 Kurz gesagt: Im privaten Alltag kann der Mitläufer-Effekt dich zu gesünderen Routinen, Zugehörigkeit und neuen Impulsen bringen. Gleichzeitig musst du achtsam bleiben, damit du nicht Konsum, Gewohnheiten oder Lebensentscheidungen übernimmst, die eigentlich gar nicht zu dir passen.
Arbeitsblatt: Mitläufer-Effekt bewusst erkennen und steuern
Teil 1: Checkliste – bevor du dich anschließt
Nimm dir vor jeder Entscheidung, bei der du spürst „alle machen das gerade“, zwei Minuten Zeit und gehe die Fragen durch.
Prüffragen:
Passt dieses Verhalten oder dieser Trend wirklich zu meinen eigenen Zielen?
Würde ich diese Entscheidung auch treffen, wenn niemand anderes sie getroffen hätte?
Welche klaren Vorteile bringt es mir persönlich oder meinem Team?
Welche Kosten oder Risiken entstehen, wenn ich mitmache?
Ist die Entscheidung reversibel (kann ich leicht wieder aussteigen) oder kaum rückgängig zu machen?
Was verliere ich tatsächlich, wenn ich nicht mitmache?
Welche Alternativen gäbe es, die besser zu mir passen könnten?
👉 Entscheidungsregel:
Mach nur dann mit, wenn mindestens drei deiner Antworten zeigen, dass die Entscheidung aktiv zu deinen Zielen beiträgt – und nicht nur deinem Wunsch, „dazuzugehören“.
Teil 2: Reflexionsbogen – im Rückblick
Nutze diesen Bogen, um eine konkrete Situation zu analysieren, in der du dem Mitläufer-Effekt gefolgt bist (z. B. ein Kauf, eine berufliche Entscheidung, ein Trend im Freundeskreis).
Reflexionsfragen:
In welcher Situation habe ich mich von der Mehrheit leiten lassen?
Was war mein erster Impuls: Überzeugung oder eher Gruppendruck?
Welche Vorteile hatte es, dass ich mitgemacht habe?
Welche Nachteile oder Kosten sind entstanden?
Habe ich unterwegs meine eigenen Ziele berücksichtigt – oder sie der Gruppe untergeordnet?
Was würde ich beim nächsten Mal anders machen?
Wie kann ich den Mitläufer-Effekt künftig positiv für mich nutzen, ohne meine Selbstbestimmung zu verlieren?
👉 Tipp: Notiere deine Antworten schriftlich. Schon das Aufschreiben verschafft dir mehr Klarheit und stärkt deine Unabhängigkeit.
Teil 3: Dein persönlicher Leitsatz
Formuliere am Ende einen Satz, der dich künftig erinnert:
„Ich entscheide nicht, weil andere es tun, sondern weil es mich meinem Ziel ___ näherbringt.“