Overconfidence-Effekt: Wie du Zuversicht kalibrierst, ohne sie zu verlieren
Overconfidence-Effekt: Wie du Zuversicht kalibrierst, ohne sie zu verlieren

Overconfidence-Effekt: Wie du Zuversicht kalibrierst, ohne sie zu verlieren

Der Overconfidence-Effekt beschreibt eine kognitive Verzerrung, bei der Menschen ihre eigenen Fähigkeiten, ihr Wissen oder die Genauigkeit ihrer Einschätzungen systematisch überschätzen.

Das heißt: Du bist dir viel sicherer, richtig zu liegen, als es tatsächlich der Fall ist.

Typische Beispiele:

  • Viele Menschen glauben, besser Auto zu fahren als der Durchschnitt. Rein mathematisch kann das nicht stimmen – und doch schätzen sich die meisten so ein.

  • In Projekten unterschätzen Teams regelmäßig die Zeit und die Kosten, die tatsächlich anfallen, weil sie überzeugt sind, dass sie es „diesmal“ schneller und günstiger schaffen.

  • In Quiz- oder Schätzfragen geben Leute oft eine sehr hohe Sicherheit an („zu 90 % sicher“), liegen aber tatsächlich deutlich häufiger daneben.

Der Effekt ist kein Einzelfall, sondern gut erforscht und weit verbreitet. Er wirkt sowohl im Business (z. B. bei Projektplanung, Strategie, Verhandlungen) als auch im Privatleben (z. B. bei Zeitplanung, finanziellen Entscheidungen oder Einschätzungen über andere Menschen).

Kurz gesagt: Der Overconfidence-Effekt zeigt, wie groß die Lücke zwischen gefühlter Sicherheit und tatsächlicher Richtigkeit sein kann – und warum es so wichtig ist, Entscheidungen nicht nur auf Bauchgefühl und Selbstvertrauen zu stützen, sondern auch auf Daten, Erfahrung und kritisches Hinterfragen.

Overconfidence-Effekt

Du kennst das Gefühl: Du startest in ein Projekt, bist sicher, dass es fliegt, und malst dir aus, wie leicht alles laufen wird. Wochen später sind Budget, Zeit und Nerven knapper als gedacht. Genau hier wirkt der Overconfidence-Effekt, die systematische Neigung, das eigene Wissen, die eigene Kompetenz oder die Genauigkeit von Vorhersagen zu überschätzen. Er macht dich nicht nur optimistisch, sondern zu optimistisch. Und weil Optimismus angenehm ist, merkst du oft erst spät, wie stark dich dieses Denk-Muster in Arbeit und Leben lenkt. In einem Buch über wirksame Organisation kann dieses Kapitel deshalb nur eines sein: eine Einladung, Zuversicht bewusst zu nutzen, ohne ihr blind zu vertrauen.

Was Overconfidence wirklich ist

Overconfidence ist keine Charakterfrage, sondern eine Verzerrung in der Urteilsbildung. Dein Gehirn liebt klare Geschichten und schnelle Schlüsse. Es bevorzugt kohärente Erzählungen gegenüber unklaren Zusammenhängen. Wenn Informationen in eine stimmige Story passen, fühlt sich das wahr an – auch wenn die Datenlage dünn ist. Du verwechselst dann das Gefühl von Sicherheit mit tatsächlicher Sicherheit. Besonders sichtbar wird das, wenn du Wahrscheinlichkeiten schätzt. Menschen, die meinen, sie lägen „mit 90 Prozent Sicherheit“ richtig, liegen in Wirklichkeit viel seltener richtig, als sie glauben. Diese Lücke zwischen gefühlter und realer Trefferquote ist der Kern des Overconfidence-Effekts.

Warum dein Gehirn so zuversichtlich ist

Drei Kräfte treiben die Überzuversicht an. Die erste ist kognitive Leichtigkeit: Was leicht zu verarbeiten ist, wirkt glaubwürdiger. Glatte Dashboards, runde Zahlen und bekannte Beispiele gaukeln Präzision vor. Die zweite ist Identität: Urteile sind nie rein technisch, sie hängen daran, wer du sein willst. Wenn du dich als kompetent, schnell und lösungsorientiert siehst, wird dein innerer Kompass dich in Richtung sicherer Antworten ziehen. Die dritte Kraft ist Belohnung: Zuversicht erzeugt Momentum, Applaus und Zustimmung. Es ist verführerisch, die kurzfristigen sozialen Gewinne höher zu gewichten als die langfristige Genauigkeit. Zusammen entsteht ein inneres Klima, in dem Mut lauter spricht als Zweifel.

Wirkung im Business

In Unternehmen treibt Overconfidence Planungen nach oben und Puffer nach unten. Projekte werden „sportlich“ geschätzt, Deadlines ambitioniert gesetzt, Risiken weich formuliert. Pipeline-Prognosen wirken solide, bis die Realität ihre eigene Agenda zeigt. Produkt-Roadmaps blenden Abhängigkeiten aus, weil sie auf idealen Annahmen beruhen. In Verhandlungen führt übersteigerte Sicherheit dazu, dass du zu hart auf eine Zahl fixiert bist und Signale der Gegenseite übersiehst. In der Führung schwächt Overconfidence das Zuhören: Wer seine Entscheidung schon innerlich getroffen hat, hört nur noch Belege dafür. Das Ergebnis sind teure Umwege – nicht, weil Menschen faul sind, sondern weil sie zu sicher waren.

Gleichzeitig hat Overconfidence eine produktive Seite. Sie setzt Initiativen in Gang, die sonst im Zögern stecken bleiben würden. Unternehmertum braucht narrative Energie. Das Ziel ist also nicht, Mut zu dämpfen, sondern ihn mit Kalibrierung zu verbinden. Du willst die Geschwindigkeit ambitionierter Pläne und die Nüchternheit statistischer Basisraten zusammenbringen.

Overconfidence-Effekt: Wie du Zuversicht kalibrierst, ohne sie zu verlieren
Overconfidence-Effekt: Wie du Zuversicht kalibrierst, ohne sie zu verlieren

Wirkung im Privatleben

Privat zeigt sich der Effekt in Zeit- und Geld-Entscheidungen. Du unterschätzt, wie lange Aufgaben dauern, und packst zu viel in deinen Kalender. Du überschätzt, wie diszipliniert dein zukünftiges Ich sein wird, und planst mit Idealversionen deiner Routinen. Renovierungen, Reisen und Weiterbildungen werden dadurch teurer und länger, als du erwartet hast. Auch in Beziehungen wirkt Overconfidence, etwa wenn du glaubst, die Intentionen anderer klar zu kennen, anstatt nachzufragen. Die Folge sind Missverständnisse, weil gefühlte Eindeutigkeit mit tatsächlicher Eindeutigkeit verwechselt wird.

Overconfidence im digitalen Jetzt

Die Arbeitswelt der letzten Jahre verstärkt das Phänomen. Du arbeitest in hybriden Setups, entscheidest asynchron und stützt dich auf Dashboards, die Komplexität in Kennzahlen pressen. Daten vermitteln Präzision, doch sie sind immer nur eine Auswahl der Wirklichkeit. Wenn künstliche Intelligenz Vorschläge macht, kann sich Automations-Vertrauen einschleichen: Du gibst Modellen mehr Gewicht, weil ihre Antworten glatt klingen. Gleichzeitig gibt es die Gegenbewegung, die algorithmische Abwehr, bei der du gute Empfehlungen ignorierst, weil sie nicht deiner Intuition entsprechen. Beides entspringt derselben Quelle: zu viel Sicherheit über die eigene Einschätzung, zu wenig Demut vor Unsicherheit.

Auch die öffentliche Debatte spielt hinein. Soziale Medien belohnen starke Meinungen stärker als differenzierte Wahrscheinlichkeiten. Wer vorsichtig argumentiert, wirkt unentschlossen; wer sicher klingt, gewinnt Reichweite. In dieser Geräuschkulisse ist es Arbeit, das leisere, präzisere Denken zu kultivieren.

Wie du Zuversicht kalibrierst, ohne sie zu verlieren

Der erste Schritt ist die Trennung von Selbstvertrauen und Vorhersagegenauigkeit. Du darfst sehr überzeugt davon sein, dass du lernen, navigieren und korrigieren kannst, während du gleichzeitig zugibst, dass deine aktuelle Schätzung falsch sein könnte. Diese Kombination aus innerer Stabilität und äußerer Demut ist die produktive Haltung für komplexe Umfelder. Sie zeigt sich darin, dass du kühne Wetten klein anfängst, Feedback früh einholst und Entscheidungen bewusst reversibel hältst, solange das möglich ist.

Hilfreich ist die Arbeit mit Basisraten. Bevor du einen Launch, eine Einstellung oder eine Expansion einschätzt, fragst du dich, wie oft ähnliche Vorhaben in ähnlichem Kontext in der Vergangenheit erfolgreich waren und in welcher Zeitspanne. Diese Referenz erdet deinen Plan. Aus der Basisrate leitest du Puffer für Zeit, Budget und Aufmerksamkeit ab. Wenn du an die natürliche Tendenz zur Unterschätzung denkst, liegt die Verantwortung bei dir, Puffer nicht als Schwäche zu betrachten, sondern als Teil professioneller Planung.

Szenarien denken statt Linien malen

Anstelle einer einzigen „realistischen“ Zahl entwickelst du drei plausible Zukünfte: eine konservative, eine zentrale und eine optimistische. Du definierst, welche Signale dich von einem in das andere Szenario wechseln lassen. Dadurch entsteht ein dynamischer Plan, der nicht zerbricht, sobald die Realität abweicht, sondern sich anpasst. In Teams kommunizierst du diese Szenarien transparent, damit alle verstehen, dass Abweichungen kein persönliches Versagen sind, sondern in der Struktur der Unsicherheit liegen. So baust du eine Kultur, in der Meldungen über Risiken nicht bestraft, sondern belohnt werden.

Der Wert von Gegenstimmen

Overconfidence lebt vom Monolog. Du unterbrichst ihn, indem du systematisch Gegenargumente einsammelst. Das gelingt leichter, wenn die Form sicher ist. Anstatt im Meeting eine offene Runde zu beginnen, startest du mit stillem Schreiben, in dem alle unabhängig ihre Bedenken formulieren. Erst danach werden Ideen geteilt. So verhinderst du, dass die erste laute Stimme den Ton setzt. Rotierende Rollen helfen ebenfalls: Wenn in jeder Sitzung eine andere Person bewusst die Rolle der kritischen Instanz übernimmt, fühlt sich Widerspruch nicht wie Attacke an, sondern wie Teil des Prozesses. Wichtig ist, dass die Führung Widerspruch explizit einfordert und sichtbar honoriert.

Entscheidungstagebuch und Lernschleifen

Wenn du die Qualität deiner Urteile verbessern willst, dokumentiere die Entscheidung, bevor das Ergebnis feststeht. Notiere, welche Optionen du gesehen hast, welche Annahmen du getroffen hast und wie sicher du warst, in Prozent. Monate später prüfst du nicht nur, ob es gut ausging, sondern ob du mit deiner Sicherheit richtig lagst. Dieser Blick trennt Glück von Können. Du wirst Muster entdecken: Bereiche, in denen du konstant zu sicher bist, und Zonen, in denen du zögerlicher bist als nötig. Aus diesen Mustern leitest du bewusst Regeln ab, etwa dass du bei Schätzungen für neue, komplexe Arbeiten Zeitfenster nach oben ausdehnst, während du bei wiederkehrenden Routinen mutiger planen kannst.

Mikro-Übungen für den Alltag

Beginne mit Kalibrierungs-Spielen. Stelle dir Fragen des Alltags und gib Wahrscheinlichkeiten an, etwa wie sicher du bist, eine Aufgabe heute zu beenden, oder wie wahrscheinlich es ist, dass ein Kunde auf ein Angebot reagiert. Setze dir das Ziel, dass deine „70 Prozent sicher“-Aussagen in etwa sieben von zehn Fällen stimmen. Spiele mit Unsicherheitsintervallen, indem du dir einen Bereich überlegst, in dem du mit hoher Sicherheit die richtige Antwort vermutest, und beobachte, ob die tatsächlichen Werte häufiger außerhalb liegen als dir lieb ist. Je ernster du diese Übungen nimmst, desto schneller spürst du, wie sich dein inneres Gefühl für Wahrscheinlichkeit nachschärft.

Eine zweite Übung ist das Premortem. Du versetzt dich und dein Team gedanklich in die Zukunft und stellst dir vor, das Projekt sei gescheitert. Du suchst dann nach den plausibelsten Gründen, die dazu geführt haben könnten. In diesem mentalen Schutzraum kommen Risiken zur Sprache, die sonst hinter Euphorie verschwinden. Aus den gesammelten Gründen formst du Frühwarnindikatoren, die du während des Projekts beobachtest. So wird Zweifel zur Ressource.

Overconfidence bei KI-gestützten Entscheidungen

Wenn ein System dir eine Antwort präsentiert, prüfst du, wie viel der scheinbaren Präzision nur Präsentation ist. Du fragst, welche Daten gefehlt haben könnten, wie robust die Empfehlung gegenüber anderen Annahmen ist und wie die Entscheidung bei leicht veränderten Parametern ausfällt. Du gewöhnst dir an, für kritische Beschlüsse eine zweite, unabhängige Begründung einzuholen – entweder aus einer anderen Datenquelle oder durch einen Menschen mit anderer Erfahrung. Gleichzeitig bleibst du offen für die Stärke der Modelle, indem du ihre Vorschläge als Hypothesen behandelst, die schnell getestet werden. So vermeidest du sowohl blinden Technikglauben als auch reflexhafte Ablehnung.

Geld, Zeit und Energie als Risiko-Kapital

Sieh deine persönlichen Ressourcen wie ein Portfolio. Ein Teil gehört in sichere Anlagen: Schlaf, Bewegung, Beziehungen, fokussierte Arbeitsblöcke. Ein Teil darf in risikoreichere Wetten fließen: neue Produkte, Fortbildungen, kreative Experimente. Overconfidence macht dich verletzlich, wenn du zu viel deines Portfolios in eine einzelne These legst. Du baust deshalb redundante Systeme: Reserven auf dem Konto, freie Puffer im Kalender, geplante Pausen, die nicht „weggemeetingt“ werden. Diese Redundanzen sind keine Verschwendung, sondern Versicherung gegen die systematische Unterschätzung der Realität.

Eine kurze Fallgeschichte

Stell dir ein Team vor, das eine neue Dienstleistung launchen will. Die ersten Gespräche verlaufen euphorisch, frühe Signale wirken stark. Die Roadmap wird mutig, der Vertrieb verspricht Umsätze, die Auslastung der nächsten Monate wird bereits verplant. Drei Wochen nach dem Start zeigen sich Verzögerungen bei der Integration, ein Partner liefert später, die ersten Kunden brauchen länger zur Entscheidung. Früher hätte das Team die Zähne zusammengebissen und den Plan verteidigt.

Diesmal gibt es ein Entscheidungstagebuch, ein Premortem liegt vor, Szenarien sind definiert. Die Ampel springt von optimistisch auf neutral, Budgetpuffer werden freigegeben, das Angebot wird in zwei Varianten gesplittet, um Marktwiderstände zu testen. Nach sechs Wochen ist die Traktion niedriger als im Pitch, aber stabil. Der Launch ist kleiner, dafür nachhaltig. Nicht weniger Mut, sondern besser verteilt.

Kommunikation, die Sicherheit nicht mit Starrheit verwechselt

Sprache prägt Kultur. Wenn du über Pläne sprichst, markierst du Unsicherheiten explizit. Du sagst nicht nur, was du tust, sondern auch, was dich umstimmen würde. Dieser Satz, „ich ändere meine Meinung, wenn…“, schützt dich vor Overconfidence, weil er das Fenster für neue Informationen offenhält. Du unterscheidest bewusst zwischen irreversiblen und reversiblen Entscheidungen. Unumkehrbares verlangsamst du, bis die Evidenz stark ist. Umkehrbares beschleunigst du und nutzt es, um zu lernen. Aus dieser Unterscheidung entsteht Tempo ohne Leichtsinn.

Grundsätze für Handlungen und Entscheidungen

Die Leitplanke ist Demut vor der Realität, verbunden mit Entschlossenheit im Handeln. Du baust Entscheidungen auf Basisraten auf und hältst sie zugänglich für Gegenbelege. Du verankerst Puffer als Teil der Professionalität. Du machst es dir zur Gewohnheit, Wahrscheinlichkeiten zu sprechen statt Sicherheiten zu behaupten. Du suchst aktiv nach abweichenden Meinungen, bevor du Ressourcen bindest. Du hältst die ersten Schritte klein, aber die Lernrate hoch. Du misst Erfolg nicht nur am Ergebnis, sondern an der Qualität des Prozesses: Wie gut waren deine Annahmen, wie schnell hast du korrigiert, wie sicherheitsbewusst bist du bei irreversiblen Weichen vorgegangen. Aus diesen Grundsätzen entsteht eine Art inneres Betriebssystem, das Overconfidence nicht eliminiert, aber einhegt.

EFFEKTiver organisiert durch kalibrierte Zuversicht

Wirksamkeit entsteht, wenn du klar siehst, was du weißt, und ehrlich benennst, was du nicht weißt. Overconfidence bietet Energie, die du brauchst, um Neues zu schaffen. Kalibrierung liefert die Struktur, die du brauchst, um nicht zu entgleisen. In einer Welt, die Geschwindigkeit belohnt und Komplexität nicht mehr aus dem Weg räumt, ist beides unverzichtbar. Du wirst nicht vorsichtiger im Sinne von ängstlich, sondern genauer im Sinne von realistisch. So arbeitest du EFFEKTiver – im Business und privat – und gestaltest Entscheidungen, die Wirkung zeigen, ohne dich von der angenehmen Täuschung zu sehr aufblähen zu lassen.

Vorteile im Business-Alltag

Mut zu Entscheidungen
Überzeugung gibt dir die Kraft, auch in unsicheren Situationen zu handeln. Projekte kämen sonst nie vom Fleck, weil man ewig auf „sichere Daten“ warten würde.

Motivation und Inspiration
Wenn du mit Zuversicht auftrittst, steckst du andere an. Teams folgen eher einer Führungskraft, die überzeugt ist, dass ein Ziel erreichbar ist. Optimismus kann Energie freisetzen.

Geschwindigkeit
Zuversicht verkürzt Entscheidungswege. Anstatt alles mehrfach abzusichern, geht man schneller ins Handeln. Das ist in dynamischen Märkten oft entscheidend.

Innovationskraft
Viele Ideen wirken zu Beginn unrealistisch. Ohne ein Stück Overconfidence hätten sich Start-ups, neue Geschäftsmodelle oder disruptive Produkte nie durchgesetzt.


Nachteile im Business-Alltag

Fehleinschätzungen von Risiken
Wenn du zu sicher bist, blendest du Risiken aus oder unterschätzt sie. Projekte laufen länger, werden teurer oder scheitern, weil die Realität komplexer ist als gedacht.

Zu enge Planung
Overconfidence führt oft zu „sportlichen“ Deadlines, zu geringen Budgets und zu wenig Puffer. Das stresst Teams und gefährdet die Qualität.

Ignorieren von Feedback
Wer zu überzeugt ist, hört Widersprüche nicht mehr. Kritische Stimmen im Team werden übergangen – dabei enthalten sie oft wichtige Warnsignale.

Reputationsschäden
Wenn Versprechen regelmäßig nicht eingehalten werden, leidet das Vertrauen von Kunden, Partnern und Mitarbeitern. Überoptimismus kann Glaubwürdigkeit kosten.

Fehlallokation von Ressourcen
Zu viel Geld, Zeit oder Energie fließt in Projekte, die objektiv wenig Aussicht auf Erfolg haben, nur weil die Überzeugung stark war.


👉 Im Business-Alltag ist es also entscheidend, die Energie der Zuversicht zu nutzen, sie aber durch realistische Planung, Feedback-Schleifen und Puffer auszubalancieren.

Der Overconfidence-Effekt wirkt nicht nur im Job, sondern prägt auch viele kleine und große Entscheidungen im Privatleben. Wie im Business ist er ambivalent: Er kann dich voranbringen – oder dir Steine in den Weg legen.


Vorteile im privaten Alltag

Zuversicht und Selbstvertrauen
Wenn du überzeugt bist, etwas zu schaffen, gehst du mutiger an neue Herausforderungen heran. Ob beim Marathon-Training, beim Kochen eines aufwendigen Menüs oder beim Lernen einer Sprache – Overconfidence schenkt dir den inneren Antrieb.

Motivation und Ausdauer
Zu viel Nachdenken über mögliche Probleme würde dich lähmen. Ein bisschen Selbstüberschätzung kann dich dagegen dazu bringen, dranzubleiben, auch wenn der Weg steinig wird.

Soziale Wirkung
Optimismus wirkt anziehend. Menschen, die überzeugt auftreten, inspirieren ihr Umfeld und gewinnen leichter Vertrauen – sei es in Freundschaften, in der Partnersuche oder im Ehrenamt.

Bereitschaft, Neues auszuprobieren
Häufig traust du dir Dinge zu, die du noch nie gemacht hast – Reisen, Hobbys, Projekte. Auch wenn du dich manchmal überschätzt: ohne diesen Mut würdest du viele Erfahrungen nie machen.


Nachteile im privaten Alltag

Zeitfalle
Du planst den Tag zu voll, weil du glaubst, Aufgaben schneller erledigen zu können, als es realistisch ist. Am Ende entsteht Stress, und wichtige Dinge bleiben liegen.

Finanzielle Fehleinschätzungen
Ob Renovierung, Urlaubsbudget oder Investition – du rechnest zu optimistisch. Das führt zu Überraschungen auf dem Konto und unnötigem Druck.

Gesundheitliche Risiken
Zu viel Vertrauen in die eigene Belastbarkeit kann dazu führen, dass du dich überarbeitest, Pausen ignorierst oder Warnsignale des Körpers übersiehst.

Beziehungsprobleme
Du bist dir sicher, die Gedanken oder Absichten anderer zu kennen, und fragst nicht nach. Dadurch entstehen Missverständnisse und Konflikte.

Unterschätzte Lernkurven
Du glaubst, eine neue Fähigkeit schnell zu meistern, und verlierst die Geduld, wenn es doch länger dauert. Das kann Frustration erzeugen und zum Abbruch führen.


👉 Im privaten Alltag gilt also: Ein Stück Overconfidence ist gesund, weil es dich antreibt. Aber wenn du merkst, dass du immer wieder unter Zeitdruck gerätst, dich finanziell verzettelst oder Konflikte aus Missverständnissen entstehen, lohnt es sich, bewusster zu prüfen, ob nicht dein Optimismus dich in die Falle lockt.

Arbeitsblatt: Den Overconfidence-Effekt erkennen und ausbalancieren

Teil 1 – Selbst-Check

Beantworte die Fragen ehrlich und spontan:

  • Wo habe ich in den letzten Wochen eine Aufgabe zeitlich unterschätzt?

  • Gab es ein Projekt oder Vorhaben, das teurer oder aufwändiger war als gedacht?

  • In welchen Lebensbereichen überschätze ich regelmäßig meine Fähigkeiten oder mein Wissen (z. B. Arbeit, Finanzen, Gesundheit, Beziehungen)?

  • Wo war ich mir „zu 100 % sicher“ – und habe mich getäuscht?


Teil 2 – Entscheidungstagebuch

Nutze die Vorlage für eine aktuelle oder anstehende Entscheidung.

EntscheidungMeine AnnahmenGeschätzte Wahrscheinlichkeit (in %)Tatsächliches ErgebnisLerneffekt
Beispiel: Präsentation fertigstellen bis FreitagIch brauche nur 4 Stunden90 %Tatsächlich 6 StundenIch plane beim nächsten Mal +50 % Zeitpuffer ein

Teil 3 – Premortem

Wähle ein aktuelles Vorhaben (z. B. Reise, Projekt, Anschaffung). Stell dir vor, es ist gescheitert. Notiere die drei wahrscheinlichsten Gründe:

→ Überlege anschließend: Welche Frühindikatoren kann ich schon jetzt beobachten, um diese Risiken zu erkennen?


Teil 4 – Kalibrierungsübung

Schätze und notiere deine Antwort mit einem Konfidenzintervall („ich bin zu 90 % sicher, es liegt zwischen X und Y“).

  • Wie viele Stunden Schlaf braucht ein Mensch durchschnittlich pro Nacht?

  • Wie viele Kilometer sind es von Berlin nach Rom (Luftlinie)?

  • In welchem Jahr wurde die erste E-Mail verschickt?

→ Überprüfe später die tatsächlichen Antworten. Lagst du innerhalb deines angegebenen Bereichs?


Reflexion

  • Wo neige ich am stärksten zu Overconfidence?

  • Welche konkrete Strategie möchte ich ausprobieren (z. B. Puffer einplanen, Feedback einholen, Szenarien entwickeln)?

  • Wie kann ich meine Zuversicht bewahren, ohne die Realität auszublenden?

Markus Flicker

Markus Flicker – Kreativer Unternehmer mit anhaltender konstruktiver Unzufriedenheit. Steiermark Graz Gleisdorf Österreich // Finden und Erstellen von visuellen Lösungen für dein Unternehmen. Markus Flicker Fotograf & Videograf Graz Contentcreator & Autor Fotografie / Bildbearbeitung / Workshops / Reisen / Blog / Podcast

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