Ares im Business – Wettbewerb, Durchsetzung und die Kunst des klugen Kampfes
Ares im Business – Wettbewerb, Durchsetzung und die Kunst des klugen Kampfes

Ares im Business – Wettbewerb, Durchsetzung und die Kunst des klugen Kampfes

Ares ist eine der unbequemsten Figuren der griechischen Mythologie. Er steht nicht für Strategie, Weisheit oder Weitsicht, sondern für rohe Kraft, Aggression, Lärm und Blutrausch. Genau deshalb ist er für modernes Business-Denken so relevant. Denn überall dort, wo Unternehmen wachsen wollen, wo Märkte enger werden, wo Preiskämpfe eskalieren und Übernahmen feindlich verlaufen, ist Ares nicht weit entfernt. Die Frage ist nicht, ob er im Spiel ist, sondern ob du ihn kontrollierst – oder ob er dich kontrolliert.

Dieser Artikel verbindet griechische Mythen mit Management-Lektionen und zeigt dir, wie Ares im Unternehmensalltag wirkt, welche Chancen seine Energie bietet und welches Risiko entsteht, wenn Wettbewerb nur noch als Krieg verstanden wird. Du wirst erkennen, warum aggressives Wachstum kurzfristig Erfolge bringt, langfristig aber Kultur, Vertrauen und Substanz zerstören kann, wenn es unreflektiert bleibt.


Ares als Archetyp des ungezügelten Wettbewerbs

In der Mythologie ist Ares kein Held im klassischen Sinne. Während andere Götter verehrt oder gefürchtet werden, wird er selbst von den Olympiern oft verachtet. Sogar sein Vater Zeus bezeichnet ihn als den meistgehassten seiner Kinder. Der Grund dafür liegt nicht in seiner Stärke, sondern in seiner Maßlosigkeit. Ares liebt den Kampf um des Kampfes willen. Er genießt Chaos, Eskalation und Zerstörung.

Überträgst du diesen Archetyp auf Unternehmen, erkennst du ihn sofort. Ares lebt in Organisationen, die Wachstum ausschließlich über Dominanz definieren. Marktanteile werden erobert, Konkurrenten vernichtet, Preise unterboten, bis niemand mehr Luft zum Atmen hat. Entscheidungen werden nicht aus langfristiger Strategie getroffen, sondern aus dem Impuls heraus, stärker, schneller und lauter zu sein als alle anderen.

Kurzfristig wirkt diese Haltung kraftvoll. Umsätze steigen, Wettbewerber verschwinden, Investoren applaudieren. Doch wie in der Mythologie folgt auf Ares selten Stabilität. Wo er regiert, bleibt verbrannte Erde zurück – auch im Inneren des Unternehmens.


Aggressives Wachstum und seine dunkle Seite

Aggressives Wachstum ist eines der meistverwendeten Schlagworte moderner Business-Rhetorik. Es klingt nach Mut, Entschlossenheit und Siegermentalität. In Wahrheit verbirgt sich dahinter oft ein aresgetriebener Ansatz, der Wachstum mit Angriff verwechselt. Wachstum wird nicht als Entwicklung verstanden, sondern als Expansion um jeden Preis.

In solchen Phasen werden Mitarbeiter zu Ressourcen degradiert. Führung wird zu Befehl, Feedback zu Schwäche, Reflexion zu Zeitverschwendung. Die Unternehmenskultur verhärtet sich, weil alles, was nicht direkt zum Sieg beiträgt, als störend empfunden wird. Vertrauen wird durch Kontrolle ersetzt, Loyalität durch Angst.

Ares duldet keinen Zweifel. Und genau hier beginnt das Risiko. Denn Unternehmen, die nur kämpfen, hören irgendwann auf zu lernen. Sie reagieren, statt zu reflektieren. Sie schlagen zu, statt zu gestalten. Die innere Substanz erodiert, während die äußere Fassade noch glänzt.


Preiskämpfe als moderner Schlachtfeldmythos

Preiskämpfe sind das sichtbarste Spielfeld von Ares im Business. Sie folgen der Logik des Krieges: Wer billiger ist, gewinnt. Wer nachgibt, verliert. Doch wie in echten Kriegen gibt es in Preiskämpfen selten echte Sieger. Margen sinken, Qualität leidet, Innovation wird geopfert.

In der Mythologie stürzt sich Ares blindlings ins Getümmel, ohne Plan, ohne Ziel, ohne Rücksicht. Genau so verhalten sich Unternehmen, die in Preiskämpfe eintreten, ohne ihre Positionierung zu hinterfragen. Sie kämpfen nicht um Wert, sondern um Vernichtung. Am Ende sind alle erschöpft, und der Markt ist ärmer als zuvor.

Der entscheidende Management-Lernpunkt liegt darin zu erkennen, dass nicht jeder Wettbewerb ein Kampf sein muss. Manchmal ist Rückzug kein Zeichen von Schwäche, sondern von Souveränität. Ares kennt diese Unterscheidung nicht – du solltest sie kennen.


Feindliche Übernahmen und die Illusion der Macht

Feindliche Übernahmen sind die reinste Manifestation von Ares im Unternehmenskontext. Sie folgen dem Prinzip der Unterwerfung. Der Gegner wird nicht überzeugt, sondern überwältigt. Strukturen werden zerschlagen, Kulturen ignoriert, Identitäten ausgelöscht.

In der griechischen Mythologie endet Ares’ Einmischung oft peinlich. Mehrmals wird er verwundet, gefesselt oder gedemütigt, weil er seine rohe Kraft überschätzt. Ein bekanntes Motiv ist seine Niederlage gegen Klugheit und Strategie, verkörpert durch Athena. Während Ares frontal angreift, plant Athena voraus.

Überträgst du das auf feindliche Übernahmen, erkennst du das gleiche Muster. Die Übernahme mag formal gelingen, doch die Integration scheitert. Mitarbeiter kündigen, Know-how geht verloren, interne Konflikte lähmen die Organisation. Der Sieg entpuppt sich als Pyrrhussieg.


Kultur und Vertrauen als erste Opfer

Ares zerstört nicht nur Gegner, sondern auch das, was er schützen soll. In Unternehmen zeigt sich das besonders deutlich an Kultur und Vertrauen. Wo ständiger Wettbewerb herrscht, entsteht Misstrauen. Abteilungen kämpfen gegeneinander, Führungskräfte sichern ihre Macht, Mitarbeiter halten Wissen zurück.

Kultur braucht Zeit, Sicherheit und Sinn. Ares kennt nur Geschwindigkeit und Dominanz. Wenn seine Energie ungebremst wirkt, wird Kultur als weich und verzichtbar abgetan. Doch ohne Kultur verliert ein Unternehmen seine Identität. Es wird austauschbar, leer und anfällig für Krisen.

Vertrauen ist dabei der sensibelste Indikator. Es lässt sich nicht erzwingen und nicht beschleunigen. Sobald Angst die Hauptmotivation wird, ist Vertrauen bereits verloren. Der Mythos zeigt uns, dass Ares nie geliebt wird. Gefürchtet vielleicht, aber nie getragen. Genau das passiert auch Unternehmen, die nur auf Kampf setzen.


Der trojanische Krieg als Management-Metapher

Der trojanische Krieg ist eines der zentralen Narrative der griechischen Mythologie, in dem Ares eine aktive Rolle spielt. Trojanischer Krieg ist ein Lehrstück über Eskalation, Stolz und Blindheit. Was als Konflikt beginnt, wird zum jahrelangen Zermürbungskrieg, in dem am Ende alle verlieren.

Für Unternehmen ist das eine kraftvolle Metapher. Viele Marktkriege beginnen mit kleinen Reibungen und eskalieren, weil niemand nachgeben will. Wettbewerb wird zur Identitätsfrage. Rückzug wird als Gesichtsverlust interpretiert. Ares feuert diese Dynamik an, während andere Kräfte ignoriert werden.

Die Lektion liegt darin zu erkennen, dass nicht jeder Krieg gewonnen werden muss, um erfolgreich zu sein. Manchmal liegt wahre Stärke darin, den Konflikt zu transformieren, statt ihn zu intensivieren.


Kämpfen wir klug – oder nur laut?

Die zentrale Frage, die Ares dir im Business stellt, lautet nicht, ob du kämpfen sollst, sondern wie. Kämpfen aus Angst unterscheidet sich fundamental von Kämpfen aus Klarheit. Lautstärke ist kein Ersatz für Strategie. Aggression ist kein Beweis von Stärke.

Ares verkörpert die Energie des Durchsetzens. Diese Energie ist nicht per se schlecht. Sie wird problematisch, wenn sie unbewusst bleibt. Kluges Management integriert Ares, statt ihm die Führung zu überlassen. Es weiß, wann Angriff notwendig ist und wann Zurückhaltung die bessere Wahl darstellt.

In der Mythologie wird Ares immer dann besiegt, wenn er allein handelt. Sobald er glaubt, alles mit Gewalt lösen zu können, verliert er. Das ist eine der wichtigsten Management-Lektionen überhaupt.


Ares bewusst führen statt von ihm geführt werden

Die Kunst moderner Führung besteht darin, archetypische Kräfte zu erkennen und zu balancieren. Ares darf da sein. Er steht für Mut, Entschlossenheit und die Fähigkeit, Grenzen zu setzen. Doch er braucht Gegenspieler. Strategie, Werte, Empathie und langfristiges Denken müssen ihm Grenzen setzen.

Unternehmen, die diese Balance meistern, kämpfen nicht lauter, sondern klüger. Sie wissen, wann Wettbewerb sinnvoll ist und wann Kooperation mehr Wert schafft. Sie wachsen nicht nur schnell, sondern nachhaltig. Sie gewinnen nicht nur Märkte, sondern auch Menschen.

Die griechischen Mythen sind keine alten Geschichten ohne Bezug zur Gegenwart. Sie sind psychologische Landkarten. Ares zeigt dir, was passiert, wenn Kampf zum Selbstzweck wird. Die Entscheidung, ob du diesen Weg gehst, liegt bei dir.

Denn am Ende bleibt die Frage: Willst du einen Krieg gewinnen – oder ein Unternehmen aufbauen, das Bestand hat?

Markus Flicker

Markus Flicker – Kreativer Unternehmer mit anhaltender konstruktiver Unzufriedenheit. Steiermark Graz Gleisdorf Österreich // Finden und Erstellen von visuellen Lösungen für dein Unternehmen. Markus Flicker Fotograf & Videograf Graz Contentcreator & Autor Fotografie / Bildbearbeitung / Workshops / Reisen / Blog / Podcast

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