Neudasein: Essays zur sozialen Epistemologie der Smartphone-Fotografie: Zur sozialen Epistemologie digitaler Fotografie Taschenbuch von Wolfgang Hagen

Überall auf der Welt hat das Fotografieren mit Smartphones abermillionenfach um sich gegriffen. Jede Sekunde werden unzählige Bilder aus dem Öffentlichen und Privaten, gewollt und ungewollt Bewusstes und Unbewusstes vermischend, durch die globalen Datenkanäle gepostet, werden geteilt, geliked, getwittert, kopiert und gelöscht. Neudaseins-Fotografien, wie sie in diesem Buch genannt werden, erzeugen eine pure und endlose pastorale Präsenz.

 

Diese Fotografie ist nicht so sehr eine der Erinnerung als vielmehr eine soziale Wirkung von Daseinsinszenierungen. Ziel dieses Buches ist, die Genealogie der Smartphone-Fotografie, ihre aus der Quantenmechanik stammende soziale und kulturelle Entwicklung, vor dem Hintergrund der Fotografiegeschichte darzustellen. Neudaseins-Fotografie ist »Fotografie auf dem Chip«, bei der ein bloßes Hin- und Draufhalten reicht, wobei das klassische Fotografieren im Sinne einer bildlichen Begegnung quantenmechanisch herausgerechnet wird. Alles Entropische, alles Unverrückbare, das zugleich vergänglich wäre, verschwindet.

 

Neudaseins-Bilder verstärken ein pastorales Dasein, das das fotografierende Subjekt behütet, bestärkt und ermächtigt, zugleich aber ausstellt in einen zellularen Raum, in dem es sich als algorithmisch verrechnete Profil-Entität wiederfindet. Wie sich dies in einem Selfie reflektiert, erschließt neue Perspektiven, denen das Buch im historischen Vergleich die bildliche Entwicklung der humanistischen Zentralperspektive an die Seite stellt.

 

Wolfgang Hagen

(1950 – 2022) war langjährig in Rundfunkanstalten tätig (u. a. Gründer und Programmleiter Radio Bremen Vier, Leiter Kultur & Musik beim Deutschlandradio), habilitierte sich 2001 in Basel als Medienwissenschaftler und war seit 2013 Professor für Medienwissenschaft an der Leuphana Universität Lüneburg. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Geschichte und Theorie des Radios, des Computers und der Fotografie.

 

Die soziale Epistemologie der Smartphone-Fotografie ist ein faszinierendes Thema, das die Wechselwirkung zwischen der Art und Weise, wie wir Wissen generieren und teilen, sowie der Verwendung von Smartphones zur Fotografie untersucht. Die soziale Epistemologie ist ein Zweig der Philosophie, der sich mit der sozialen Dimension des Wissens und des Erkenntnisgewinns befasst. In diesem Kontext können wir die Auswirkungen von Smartphone-Fotografie auf unsere Wahrnehmung, unser Verständnis und unsere Verbreitung von Wissen untersuchen.

Hier sind einige wichtige Aspekte der sozialen Epistemologie der Smartphone-Fotografie:

Demokratisierung des Wissens: Smartphones haben die Fotografie für jeden zugänglich gemacht. Dies hat dazu geführt, dass eine breitere Palette von Menschen Bilder aufnehmen und teilen kann, sei es zur Dokumentation von Ereignissen, zur Kommunikation von Ideen oder zur Selbstdarstellung. Dies trägt zur Demokratisierung des Wissens bei, da Menschen auf der ganzen Welt ihre Perspektiven und Erfahrungen teilen können.

Wahrheit und Authentizität: Die Verbreitung von Bildern über soziale Medien und Messaging-Apps hat Fragen der Wahrheit und Authentizität aufgeworfen. In einer Zeit, in der Fotobearbeitung und Filter weit verbreitet sind, müssen wir uns fragen, wie wir sicherstellen können, dass die von uns gesehenen Bilder tatsächlich die Realität widerspiegeln. Dies hat Auswirkungen auf unsere Fähigkeit, Wissen aus visuellen Informationen abzuleiten.

Verbreitung von Informationen und Nachrichten: Smartphones ermöglichen es Benutzern, Bilder von Ereignissen in Echtzeit aufzunehmen und zu teilen. Dies hat die Art und Weise, wie Nachrichten und Informationen verbreitet werden, verändert. Fotos können dazu beitragen, die Öffentlichkeit über wichtige Ereignisse zu informieren, aber sie können auch zur Verbreitung von Fehlinformationen und gefälschten Nachrichten missbraucht werden.

Bildsprache und visuelles Denken: Die Verwendung von Smartphones zur Fotografie hat unsere Fähigkeit, visuell zu denken und komplexe Ideen oder Gefühle durch Bilder auszudrücken, erweitert. Dies kann die Kommunikation und den Wissensaustausch erleichtern, da Bilder oft universelle Sprachen sind, die kulturelle und sprachliche Barrieren überwinden können.

Privatsphäre und Ethik: Die soziale Epistemologie der Smartphone-Fotografie wirft auch wichtige Fragen zur Privatsphäre und Ethik auf. Das ungehinderte Fotografieren und Teilen von Bildern kann die Privatsphäre anderer Menschen verletzen und ethische Bedenken hervorrufen, insbesondere wenn es um heikle Situationen oder persönliche Informationen geht.

Insgesamt hat die Verbreitung von Smartphones und die damit einhergehende Möglichkeit, Bilder aufzunehmen und zu teilen, unsere Art und Weise, Wissen zu generieren und zu verbreiten, grundlegend verändert. Die soziale Epistemologie der Smartphone-Fotografie lädt dazu ein, diese Veränderungen kritisch zu reflektieren und die Auswirkungen auf unsere Gesellschaft, unsere Kultur und unser Verständnis von Wissen zu untersuchen. Es ist ein facettenreiches Thema, das weiterhin an Relevanz gewinnen wird, da die Technologie und die sozialen Praktiken im Zusammenhang mit Smartphone-Fotografie sich weiterentwickeln.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert